Jugendsprache vs. Mundart
Lesung und Workshop mit Mundartdichter Adi Plos
Im Zeichen des generationenübergreifenden Arbeitens – der „Generationenvormittag“ Ende Februar galt als Highlight im Kalender der 4. Klassen – fand heuer am österreichweiten Vorlesetag (21.3.2024) ein Mundart-Jugendsprache-Workshop und eine Lesung mit dem Lankowitzer Mundartdichter Adi Plos an der Mittelschule Voitsberg statt.
Was ist ein „Flegn“, und was bedeutet überhaupt „akkralent“? Die Mundart und der weststeirische Dialekt werfen bei der heutigen Jugend immer häufiger Fragen auf. Im Rahmen des Deutschunterrichts und als Vorbereitung für die kommende Schularbeit wurde in der 4a- und 4b-Klasse der Mittelschule Voitsberg deshalb mit Deutschlehrerinnen Johanna Plos und Verena Feyerer zum Thema „Jugendsprache vs. Mundart“ intensiv gearbeitet: Glossare wurden erstellt, Mundartgedichte gelesen und in die Standardsprache übertragen sowie Erörterungen zum Thema „Jugendsprache“ geschrieben.
Am österreichischen Vorlesetag las Adi Plos schließlich verschiedene Mundartgedichte aus seinen Büchern vor. Gattin Maria Plos brachte zum besseren Verständnis sogar Anschauungsmaterial wie einen „Flegnsack“ (Sack, der mit Maisschalen gefüllt und als wärmende Matratze verwendet wurde) oder eine „Kraxn“ (Korb) mit. Ein „Quiz“ zu den Wörtern, die in den Gedichten vorkommen und im Sprachwortschatz der Jugend nicht mehr vorhanden sind (z.B. „Schrågn“, „zlexnt“ oder „Bagunda“) führte zu einem gemeinsamen, herzlichen Lachen. Allerdings brachten auch die Begriffe, welche die Jugendlichen dem Mundartdichter beibrachten (z.B. „slay“, „smash“ oder „ehrenlos“), diesen zum Schmunzeln. Als Überraschung für den Gast trugen die Schüler:innen die im Unterricht vorbereiteten Gedichte („Olls schon z‘lempert“, „Die folschn Zähn“ und „Die Deandl san si zweani schean“) vor. Mit der 4b-Klasse wurde zum Schluss sogar das vom Mundartdichter selbst geschriebene Lied „Wia i di’s erschte Mal han gsehgn“ („Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe“) gemeinsam gesungen.
Die Reflexion zu Sprache im Allgemeinen – ein Phänomen, das sich kontinuierlich verändert und wandelt – führte zu interessanten Diskussionen und interessanten, neuen Erkenntnissen. Auch machten die Jugendlichen die Erfahrung, dass man Begriffe häufig kennt und auch verwendet, ihre Bedeutung aber nicht adäquat umschreiben oder in eigenen Worten wiedergeben kann. Die Schüler:innen der 4a- und 4b-Klassen waren sich am Ende dieses Vorlesetags einig: Das Erlernen von Begriffen, die von älteren Menschen verwendet werden, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch lohnend und horizonterweiternd, denn Sprache schafft Realität und auch Einblicke in den Alltag anderer Generationen. Alte Begrifflichkeiten bilden den Alltag der Großeltern ab und sollten in Erinnerung bewahrt werden, um ihre Lebenswirklichkeit nachvollziehen zu können.
Katja Andrich und Anna-Panna Szabo: Uns hat der Workshop sehr gut gefallen. Wir haben erfahren, wie die Jugend von heute damals gelebt und wie ihre Freizeit ausgesehen hat. Dass wir so viele neue, alte Begriffe lernten, war ein großer Gewinn für uns.
Matthias Semlitsch: Ich habe selbst einen Bauernhof zuhause und spreche gerne in der Mundart. Vor allem beim Schlachten kenne ich mich aus, deshalb tat ich mir mit Begriffen wie „Schrågn“, „Kolofouni“ oder „Schmealoab“ leicht.
Dominik Weixler: Ich fand das Erraten von alten Begriffen besonders spannend. Es war aber auch lustig zu sehen, wie Adi Plos versucht hat, „unsere“ Wörter wie „Bro“ oder „smash“ zu deuten.