Der Generationenvormittag 2024

Liebe geht durch den Magen

Der Generationenvormittag 2024: Liebe geht durch den Magen!

Nach dem großen Erfolg des letztjährigen „Granny’s Day“ lud die 4b-Klasse der Mittelschule Voitsberg mit Klassenlehrerinnen Johanna Plos und Silvia Hemmer auch heuer wieder die Großeltern der Schüler:innen in die Schule ein. Unter dem Motto „Bei Oma und Opa schmeckt es am besten!“ wurde in der Schulküche ein bodenständiges, mehrgängiges Menü gekocht und gleichzeitig über kulinarische Gepflogenheiten damals und heute geplaudert.

Frau Marlene Adam, Frau Gertrude Adlassnig, Frau Silvia Kreidl sowie das ehemalige Gastwirtepaar Adi und Maria Plos besuchten die neugierigen Schüler:innen der 4b-Klasse am 29.2.2024, um ihr Wissen in Bezug auf Kochen, Einkauf, Lagerung und Verarbeitung von Lebensmitteln an die junge Generation weiterzugeben. Nach der Eröffnung des Projekttags in der Schulbibliothek, wo auch die Gespräche zum Thema Küchengeräte, Resteverwertung, Haltbarkeit von Lebensmitteln und dem Wert frisch gekochter Speisen stattfanden, kochten die Großeltern ein schlichtes, aber sehr schmackhaftes mehrgängiges Menü gemeinsam mit den Jugendlichen und zeigten ihnen dabei das, was die „Generation Z“ wohl als „Life Hacks“ bezeichnen würde (Tipps und Tricks, wie man möglichst sparsam und rationell in der Küche arbeitet):

Nicht schlecht staunten die Schüler:innen über den raschen und geschickten Umgang der Großeltern mit den Küchengeräten und Messern. Frau Adam brachte sogar einen „Murser“ – einen Küchenhelfer zur Herstellung von Brennsterz – und einen aus Christbaumspitzen hergestellten Saucenquirl für die Zubereitung der Erdäpfelsuppe als Anschauungsmaterial mit. Sie erzählte auch von ihrer Tätigkeit als Verkäuferin und die Angewohnheit, mit Einkaufsliste einkaufen zu gehen. Etwas „aufschreiben zu lassen“ war für die Schüler:innen keine bekannte Praxis. Auch auf die nachhaltigeren Verpackungen (Papier und Glas) ging die ehemalige Verkäuferin ein, die die heutige Plastikflut als massives Problem wahrnimmt. In der Jugendzeit der Großeltern wurde meistens nur ein Mal im Monat eingekauft, und am Einkaufszettel standen Zucker, Salz, Kaffee, Mehl, Sterz, Reis und Dörrobst, während Gemüse aus dem hauseigenen Garten oder dem eigenen Acker entnommen werden konnte. Als „Schlaraffenland“ bezeichnete Frau Gertrude Adlassnig die selbst gezogenen Schätze, die vor dem Haus als Ressource genutzt werden konnten. Gelagert wurden sie im Erdkeller oder eingelegt in Gläsern für den Winter, da kein Kühlschrank vorhanden war. „Snacks“ wie Chips, Schokoriegel oder Gumminaschwerk gab es nicht, als Zwischenmahlzeiten aß man Beeren von Sträuchern vor dem Haus. Trotz aller Unterschiede konnte aber auch eine Gemeinsamkeit festgestellt werden: Die heutigen Jugendlichen sind von „Takis“ (blau eingefärbte Chips zur Färbung der Zunge) angetan, während die damalige Jugend dieselbe Färbung über das Naschen von Heidelbeeren erzielte. Frau Kreidl erzählte aber im Anschluss, dass Obst auch Luxus war und deshalb auch Mangelzustände festzustellen waren. Die Lebensmittel galten auch als erschwinglicher im Vergleich zu heute: Mit 10 Schillingen konnte man schon eine beträchtliche Menge an haltbaren Nahrungsmitteln erwerben, zumal ein Liter Milch nicht einmal einen Schilling kostete. Bevor es in die Küche ging, erzählte das Gastwirtepaar Plos noch von seiner 60jährigen Erfahrung in der Führung eines Gasthauses: Dass es zu damaligen Zeiten noch wesentlich einfacher war, Personal zu finden, führten die Wirtsleute als größten Unterschied zur heutigen Zeit an. Wichtig seien aus ihrer Sicht die Liebe zur Arbeit und der persönliche Kontakt zu den Gästen, denn letztgenannter gehörte zu einem Besuch im Gasthaus einfach dazu und wurde geschätzt.

Beim Kochen selbst beobachteten die Schüler:innen die routinierten Handgriffe der Großelterngeneration und probierten gleichzeitig aus, wie es ist, für über zwanzig Personen ein Gericht zuzubereiten. Als kalte Vorspeise wurde ein schlichter Rahmgurkensalat serviert, worauf die warme Vorspeise von Fr. Marlene Adam (Erdäpfelsuppe mit Brennsterz) folgte. Im Anschluss wurden zwei Hauptspeisen verkostet, nämlich das Erdäpfelgulasch von Fr. Adlassnig und die „Falsche Forelle auf Blattsalat“ (das ist eine panierte Palatschinke gefüllt mit Rinderfaschiertem auf Blattsalat) von Adi und Maria Plos. Als süßen Abschluss genossen die Jugendlichen noch eine klassische Biskuitroulade von Fr. Kreidl und selbstgemachten, verzierten Lebkuchen von Fr. Adam.

Die jungen Köch:innen erkannten, dass es nicht immer ein Fertiggericht sein muss, wenn man wenig Zeit zum Kochen hat. Alle Rezepte erwiesen sich als alltagstauglich und schnell, die Speisen kamen aber auch in Bezug auf ihren Geschmack gut bei den Jugendlichen an. Die Rezepte in Zukunft nachzukochen, nahmen die Schüler:innen nach diesem Generationenvormittag als Vorsatz mit nach Hause. Direktorin Andrea Hairass bedankte sich herzlich bei den Großeltern für die Zeit und die Bereitschaft, mit der jungen Generation Zeit zu verbringen und ihr Wissen an sie weiterzugeben.

 

 

Stimmen zum Generationenvormittag:

Samuel: Man sollte Spaß und Freude am Kochen haben, ansonsten schmeckt es nur halb so gut.

Hana: Ich habe an diesem Generationenvormittag gelernt, dass man auch aus Essensresten ein neues Gericht kochen kann und dieses auch länger hält, wenn man nicht alles aufisst.

Leonie Hausegger: Ich werde auch versuchen, in Zukunft nur mehr ein Mal in der Woche einkaufen zu gehen und mir eine Liste zu schreiben, damit ich keine Lebensmittel mehr wegwerfen muss.

Vanessa: Die Gerichte waren sehr lecker und es waren auch Speisen dabei, von denen ich zuvor noch nie gehört hatte. Ich habe gelernt, dass ich eine Roulade mit wenigen Zutaten in kürzester Zeit zubereiten kann und dass man Palatschinken nicht zwingend süß füllen muss.

Valerie: Am Generationenvormittag hat mir gefallen, dass uns die Großeltern so viel gezeigt und erzählt haben und dass unsere Fragen beantwortet wurden. Ich werde in Zukunft darauf achten, Lebensmittel nicht wegzuschmeißen, die noch genießbar sind, denn es heißt ja „Mindestens haltbar bis…“ und nicht „Tödlich ab…!“

Leonie Haring: Ich habe gelernt, dass wir es eigentlich ziemlich einfach haben, was das Einkaufen von Lebensmitteln betrifft. Ich werde in Zukunft darauf achten, was ich kaufe und woher meine Lebensmittel kommen, und auch darauf, wie sie verpackt sind.

Nadalino: Ich habe gelernt, wie man eine Zwiebel und eine Kartoffel richtig schneidet. Ich werde in Zukunft versuchen, öfter selbst zu kochen.

Emina: Ich finde es toll, von Menschen etwas zu lernen, die schon viel Erfahrung haben. Ich kann mir nach diesem Generationenvormittag viel besser vorstellen, wie es damals war.